von Ralph Horner
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21. Juni 2025
Jedes Unternehmen ist auf der Suche nach talentierten Mitarbeitern, aber diese sind immer schwerer zu finden. Unternehmen konkurrieren intensiv um Talente und versuchen permanent ihre Interaktion mit Talenten zu verbessern, um sich von der Konkurrenz abzuheben. Ein Bericht von Mercer aus dem Jahr 2025 über globale Talenttrends zeigt, dass die Verbesserung der Führungskompetenzen von Mitarbeitern mit 66 % die oberste Priorität für Unternehmen weltweit ist. Danach folgen Mitarbeitererfahrung verbessern, um Top-Talente anzuziehen (58 %), Talentprozesse rund um Fähigkeiten gestalten (53 %) und Personalplanung verbessern, um Strategien zum Kauf, Aufbau oder Ausleihen von Talenten zu optimieren (48 %). Aber bevor entsprechende Programme aufgesetzt werden, ist es zunächst einmal wichtig, Talentmanagement und Talententwicklung zu definieren, um sicherzustellen, dass beides gut umgesetzt wird. Unterscheidung zwischen Talentmanagement und Talententwicklung Talentmanagement ist der umfassende Prozess zur Gewinnung und Bindung von Mitarbeitern . Unternehmen, die sich darauf konzentrieren, decken ihren Talentbedarf und verwalten diese Talente effektiv. Aber leider leben wir nicht mehr in einer Welt, wo Unternehmen mit Anfragen von Arbeitssuchenden zugeschüttet werden. Es geht heutzutage also vielmehr darum, Talente zu finden, die man in die zuvor definierte Aufgabe entwickeln kann. Per Definition fördert Talententwicklung die Fähigkeiten der Mitarbeiter, um deren langfristigen Erfolg und das Unternehmenswachstum zu unterstützen. Dies umfasst Schulungsangebote, die Verbesserung der Unternehmenskultur und die Schaffung von Karrierewegen, die auf die Möglichkeiten und Fähigkeiten der Mitarbeiter zugeschnitten sind. Was bedeutet das nun konkret für die Führung von Talenten? Vorgesetzte sollten lernen, Mitarbeiter zu fördern, anstatt sie nur zu verwalten. Viele Manager sind in Führungspositionen, weil sie Prozesse gut managen, was jedoch nicht auf Menschen übertragbar ist. Talententwicklung bedeutet, Mitarbeiter aktiv zu unterstützen und zu fördern, um ihre Loyalität zu sichern und Fluktuation zu vermeiden. Ein starkes Talentmanagement und eine effektive Talentförderung schaffen einen Pool talentierter Mitarbeiter, der sowohl die Unternehmensbedürfnisse als auch die der Mitarbeiter erfüllt. Untersuchungen von Marktforschern zeigen immer wieder, dass schlechte Beziehungen zu Vorgesetzten der Kündigungsgrund Nummer eins sind. Darum ist ein Fokus auf Talentmanagement so wichtig. Es genügt aber nicht nur der nette Plausch an der Kaffeemaschine, es benötigt eine Strategie! Dabei müssen die Vision und Werte des Unternehmens im Mittelpunkt stehen, um eine authentische Führung zu gewährleisten. Die besten Werte für die Talententwicklung stellen die Mitarbeiter in den Mittelpunkt, was sich wiederum positiv auf die Kundeninteraktionen auswirkt. Strategien für ein effektives Talentmanagement Der Talentmanagementprozess beginnt aus Sicht der Bewerber meist mit der Jobsuche. Viele Unternehmen veröffentlichen dann Stellenbeschreibungen voller Aufgabenlisten, aber selten persönlich ansprechend. Dabei sollte die Beschreibung intern bleiben und die Anzeige extern glänzen. Wer beispielsweise einen Vertriebsprofi sucht, sollte auch wie einer schreiben, etwa: „Unser idealer Verkäufer hasst es zu verlieren, liebt Freiheit und will für exzellente Ergebnisse auch exzellent bezahlt werden.“ So spricht man nicht nur Bewerber, sondern auch deren Freunde an: „Hey, das bist doch du!“ Solche Anzeigen sprechen Persönlichkeiten an und nicht nur Lebensläufe. Denn Fähigkeiten kann man lernen, Charakter eher nicht. Auch Vorstellungsgespräche gehören zum Talentmanagement und sollten keine Einbahnstraße sein. Achten sie immer auf einen Austausch auf Augenhöhe. Gespräche sind ideal, um Werte zu vermitteln und herauszufinden, ob jemand wirklich ins Team passt. Kriterien wie „arbeitet so, dass andere gerne mit ihm arbeiten“ können dabei mehr sagen als reine Leistungskennzahlen. Nach der Einstellung darf das Feedback nicht im Jahresrhythmus verstauben. Regelmäßige Rückmeldungen helfen, Probleme früh zu erkennen. Jede Position sollte klare Erfolgskriterien haben. denn Mitarbeitende wollen wissen, wo sie stehen und wie sie sich ggf. verbessern können. Statt destruktiver „Kritik“ empfiehlt sich ein echtes Verständnis für den Mitarbeitenden. Was ist ihm wichtig? Wie sieht er die Situation? Erst danach geht es an die Lösung mit deutlich mehr Wirkung. Und schließlich Karrierepfade! Sie müssen nicht zwingend in die Chefetage führen, denn manche wollen lieber tief in ihr Fachgebiet eintauchen, anstatt Personalverantwortung zu übernehmen. Ein klarer Weg hilft, Talente zu binden und Potenziale zu entdecken. Manchmal sitzt der Rohdiamant nur am falschen Platz und glänzt erst, wenn man ihn richtig setzt. Strategien für eine effektive Talentförderung Eines der effektivsten Mittel zur Talentförderung: Mitarbeitenden Raum geben, ihre Fähigkeiten zu entdecken. Ob durch Schulungen, Mentoring, Coaching oder einfach das Erkunden neuer Interessen, denn wer sich ausprobieren darf, wächst. Menschen haben nun einmal unterschiedliche Motivationen, Interessen und Herangehensweisen, sei es das große Ganze, Qualität oder Beziehungen. Werden diese richtig angesprochen und gefördert, blühen Mitarbeitende auf und werden oftmals so zu den Leistungsträgern, die man sich für sein Unternehmen wünscht. Dabei ist auch eine Flexibilität wichtig, denn eventuell stellen sich in der Förderung ganz neue Talente heraus, die auch der betroffene Mitarbeiter vorher so nicht kannte, einfach weil er noch nie richtig gefördert wurde! Ein Beispiel: Ein unzufriedener Einkäufer wurde durch gezielte Gespräche und neue Aufgaben innerhalb von drei Jahren zum Präsidenten befördert. Der Schlüssel? Verstehen, dass Menschen mehr sind als ihre aktuelle Rolle. Allerdings gelingt persönliche Entwicklung nur selten im Alleingang. Entsprechende Programme wie „Emerging Leader“ oder ein „Key Executive Program“ unterstützt ihre Mitarbeiter auf diesem Weg. Durch strukturierte Entwicklung über einen längeren Zeitraum, inklusive Themen wie emotionale Intelligenz, Kommunikation und Verantwortung lernt der Mitarbeiter viel über sich selbst und wie er das Potential optimal für das Unternehmen einbringen kann. Der Effekt sind motivierte Mitarbeitende, die sich nicht nur weiterentwickeln, sondern sich auch vom Unternehmen gesehen fühlen und diesem deutlich länger loyal sind als ungesehene und ungeförderte. Solche Maßnahmen schaffen nicht nur die gewünschten und dringend benötigten Fachkräfte, sondern auch Loyalität, Unternehmenskultur und einen internen Talentpool, der die Vision des Unternehmens mitträgt. Die Kultur pflegen Hat ein Unternehmen ein funktionierendes Talentmanagement, wird es schnell zu einem Ort, an dem man nicht nur arbeiten muss, sondern tatsächlich auch gerne arbeitet. Mitarbeitende, die sich wertgeschätzt fühlen, bleiben länger, leisten mehr, und tragen nebenbei ganz entspannt zum Umsatzwachstum bei. Ein klassisches Win-Win kann man sagen. Zahlreiche Maßnahmen zur Talententwicklung lassen sich zwar strukturell verankern, doch das alles ersetzt nicht das regelmäßige Nachfragen und 4-Augen Gespräch. Stellen Sie daher sicher, dass die Menschen, die Sie halten wollen, auch wirklich das fühlen, was Sie hoffen, dass sie fühlen. Und wer könnte besser beurteilen, ob das funktioniert, als die Mitarbeitenden selbst? Der direkte Draht nach innen ist also nicht nur nett, sondern notwendig, also fragen Sie! Neueste Untersuchungen haben ergeben, dass Feedback nicht nur über die Teamleitung laufen darf. Auch Führungskräfte ganz oben im Organigramm sollten regelmäßig den Kontakt zur Basis suchen. Denn nur so erfahren Sie aus erster Hand, was Mitarbeitende wirklich wollen, und wie sich der Alltag im Unternehmen anfühlt. Dabei gilt: Fragen kostet nichts aber bringt viel. Wer in einer Abteilung hohe Fluktuation beobachtet, sollte sich nicht mit Annahmen zufriedengeben. Lieber gezielt nachfragen: Warum gehen so viele? Was läuft schief? Und vor allem: Passt das zu dem, was wir als Unternehmenskultur eigentlich wollen? Kurz gesagt: Wer Talente halten will, braucht weniger Bauchgefühl und mehr ehrliche Gespräche.